Familienstellen

Familienstellen nach Bert Hellinger

Für Bert Hellinger war das Familienstellen am Anfang zunächst nur eine Methode, um festzustellen, wie die Beziehungen in einer Familie beschaffen sind und was dort wirke. Es war in erster Linie zielneutral.

Bei der klassischen Familienaufstellung nach Hellinger werden vom Aufstellenden beliebige Personen (möglichst Männer für Männer und Frauen für Frauen) aus dem Kreis der Anwesenden stellvertretend für Familienmitglieder räumlich so angeordnet, dass sie seiner Wahrnehmung der Familiensituation entsprechen. Bei Aufstellungen ist immer wieder zu beobachten, dass die Stellvertreter recht genaue Auskunft über die Befindlichkeit derjenigen Originalpersonen sowie deren Beziehungsgeflechten geben können, die sie vertreten. Insofern bringt die Aufstellung etwas Verborgenes ans Licht, das sich jenseits von Manipulation und bewusstem Hintergrundwissen zeigen kann. Daraus ergeben sich Möglichkeiten, das Beziehungsgeflecht des aufgestellten Systems zu bearbeiten und Lösungsmöglichkeiten zu finden. Zentral ist dabei der Begriff der Ordnung für Hellinger.

Der Hauptfokus der Methode richtet sich weniger auf den Aufstellenden selbst als auf sein Familien- bzw. Organisationssystem und das tragende Beziehungsgeflecht. Es geht primär darum, Lösung für das System und die Beziehungen darin zu bewirken, aus der sich dann letztlich Lösung für den Aufstellenden ergeben kann.

Bert Hellinger führt heute immer häufiger die so genannten "Bewegungen der Seele und des Geistes" durch, bei denen die Stellvertreter sich schweigend ihren Bewegungsimpulsen aus der Rolle und dem systemischen Feld überlassen. Dies führt meist zu dramatischen und zumeist lösenden Bewegungsbildern, in die der Leiter nur noch spärlich eingreift.

Aufstellungen sind laut Bert Hellinger nicht primär eine therapeutische Methode, sondern ein Werkzeug, das in vielen Bereichen sinnvoll eingesetzt werden kann. Hellinger besteht dabei darauf, dass ein Bereich dabei kein Recht für sich beanspruchen dürfe, in den anderen kontrollierend einzugreifen.

Hellinger spricht ausdrücklich davon, dass er selbst in seiner Arbeit lediglich "Lebenshilfe" leistet, eine Hilfe für die Betroffenen, zu einem besseren Leben zu kommen. Einen psychotherapeutischen Anspruch lehnt er mittlerweile kategorisch ab.

Die von Hellinger bei Familienaufstellungen praktizierte Vorgehensweise wurden seit den 1990er Jahren auch auf andere Systeme (Arbeitsteams und Organisationen) übertragen und werden in allgemeinem Kontext systemische Aufstellungen oder Systemaufstellungen genannt. Aufstellungen im Unternehmenskontext werden als Organisationsaufstellungen bezeichnet. Ferner können innerhalb von Systemaufstellungen auch abstrakte Begriffe z.B. "das Ziel", "das Hindernis" aufgestellt werden. Aufstellungen mit abstrakten Elementen werden als Strukturaufstellungen bezeichnet.

Wirkungsweise

Es ist lange erfolglos versucht worden eine wissenschaftliche Erklärung für die Wirkung des Familienstellens zu finden. Es gibt Erklärungsansätze, genannt wird hierbei das „morphogenetische Feld“.

In diesem Energiefeld sind alle miteinander in Resonanz, niemand und nichts kann aus diesem Feld verschwinden, d.h. auch Vergangenes und Verstorbene wirken in ihm weiter. Ausgeschlossenes, tot geschwiegenes gewinnt an Macht, je stärker versucht wird sich ihm zu entledigen. Das Feld ist in Unruhe bis auch das Verdrängte einen Platz im System gefunden hat und ihm dieser auch zuerkannt wird.

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Die rechte Zeit

Die rechte Zeit ist geschenkt, daher muss man warten, bis sie kommt.
Wie erkennen wir, dass sie gekommen ist? An der Kraft und an der Fähigkeit, endlich zu tun und zu entscheiden, was sich schon lange als fällig angebahnt hat, das aber durch die Umstände noch nicht in Angriff genommen und durchgesetzt werden konnte. Daher wird die rechte Zeit von mehreren zugleich erwartet. Erst wenn viele spüren, dass sie gekommen ist, ermöglicht sie die entscheidenden Schritte. Ihr geht daher oft eine Krise voraus, die viele ungeduldig macht. In der Ungeduld und in der Erwartung und Hoffnung, dass endlich etwas geschieht, wächst die Kraft zum Handeln. (Bert Hellinger)